HL51: Bosniens Winter

Shownotes

Der Text entstammt dem Hinterland Magazin #51 „Geschlossene Gesellschaft" (Sommer 2022).

Das Hinterland Magazin erscheint viermal im Jahr und wird vom Bayerischen Flüchtlingsrat herausgegeben. Die vollständige Ausgabe findet sich unter www.hinterland-magazin.de

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Bosniens Winter – kein Ende in Sicht

Wer in Bosnien und Herzegowina als Geflüchtete*r strandet, hat kaum eine Chance, dort einen Asylantrag zu stellen oder weiter in die Europäische Union zu gelangen. Das verhindern zumeist gesetzliche und bürokratische Vorgaben, ebenso wie die Grenzpolizei. Schutzsuchende bleiben häufig ohne humanitäre Hilfe auf sich selbst gestellt, da Camps, wie Lipa nahe Bihać, offensichtlich keine gute Alternative bieten. Text und Fotos von Iván Furlan Cano und Sitara Thalia Ambrosio

Im Dezember 2020 brannte das Lipa-Camp im Nordwesten Bosnien und Herzegowinas ab. Der Brand machte Schlagzeilen. Nur wenige Kilometer von der bosnisch-kroatischen Grenze entfernt steht heute das neue Camp Lipa. Die olivgrünen Militärzelte, die Menschen nach dem Brand aufstellten, sind Vergangenheit. Stattdessen säumen weiße Baucontainer und eine Halle aus Beton den Feldweg im Lager. Auf der anderen Seite der Schotterstraße, die an der Unterkunft vorbeiführt, lassen sich noch Überreste des alten Camps erkennen. Die Sonne, die hinter den Bergen westlich des Camps untergeht, taucht die Landschaft in sanftes Rot.

Bereits im August 2021 sollte das neue Lager öffnen, letztendlich klappte es im November. Den Bau finanzierten EU-Gelder, neben direkter Unterstützung verschiedener europäischer Staaten. Die Leitung des Lagers hat nun das bosnische Ministerium für Sicherheit, unterstützt von Organisationen wie der International Organization for Migration (IOM) und dem Bosnischen Roten Kreuz.

Hier, in dem neuen Camp, sei mittlerweile alles besser, versichert uns ein Mitarbeiter. Es gäbe immer warmes Wasser, Heizungen und zu essen. Am Eingang befinden sich Container für Duschen, Toiletten und auch Schlafplätze. In den kleinen Schlaf-Containern stehen drei Hochbetten. Sechs Menschen leben hier auf zwölf Quadratmetern: Privatsphäre Fehlanzeige. Für NGOs gibt es ebenfalls eigene Räume.

Hier, in dem neuen Camp, sei mittlerweile alles besser, versichert uns ein Mitarbeiter. Es gäbe immer warmes Wasser, Heizungen und zu essen. Am Eingang befinden sich Container für Duschen, Toiletten und auch Schlafplätze. In den kleinen Schlaf-Containern stehen drei Hochbetten. Sechs Menschen leben hier auf zwölf Quadratmetern: Anders als der Mitarbeiter beschreiben die Bewohner*innen das Camp deutlich negativer. Das Essen sei schlecht, warmes Wasser gibt es nicht immer und teilweise würden die Heizungen ausfallen. Einige erzählen, dass sie nur in den Wintermonaten ins Lager gehen. Doch die Gespräche bleiben meist bei wenigen Sätzen. Man könnte Probleme bekommen, wenn man außerhalb des Geländes mit Journalist*innen spricht.

Hier, in dem neuen Camp, sei mittlerweile alles besser, versichert uns ein Mitarbeiter. Es gäbe immer warmes Wasser, Heizungen und zu essen. Am Eingang befinden sich Container für Duschen, Toiletten und auch Schlafplätze. In den kleinen Schlaf-Containern stehen drei Hochbetten. Sechs Menschen leben hier auf zwölf Quadratmetern: Seit der Neueröffnung im November leben dort nicht mehr nur junge Männer. Mittlerweile kommen hier Familien und unbegleitete Minderjährige unter. Um als Besucher*in Zugang zu erhalten, muss man sich mit Vorlauf anmelden. Anschließend führt ein Mitarbeiter durch das Camp. Neben den vielen weißen Baucontainern gibt es eine Lagerhalle, dahinter überdachte Feuerstellen. In der Halle findet die Essensausgabe statt.

Hier, in dem neuen Camp, sei mittlerweile alles besser, versichert uns ein Mitarbeiter. Es gäbe immer warmes Wasser, Heizungen und zu essen. Am Eingang befinden sich Container für Duschen, Toiletten und auch Schlafplätze. In den kleinen Schlaf-Containern stehen drei Hochbetten. Sechs Menschen leben hier auf zwölf Quadratmetern: Geflüchtete müssen sich selbst organisieren

Auch wenn es in Lipa noch etwas mehr als 400 freie Plätze gibt, wie ein Mitarbeiter erzählt, leben noch immer über 500 Personen im bosnischen Winter in Zelten und Ruinen. Sie ziehen es trotz der Kälte vor, sich selbst zu organisieren. Das Problem: Bis zum nächsten Dorf sind es vom Lipa-Camp mehr als zehn Kilometer zu Fuß. Hier oben zu sein, bedeutet in Isolation zu leben, fernab jeglicher Zivilisation.

Auch wenn es in Lipa noch etwas mehr als 400 freie Plätze gibt, wie ein Mitarbeiter erzählt, leben noch immer über 500 Personen im bosnischen Winter in Zelten und Ruinen. Sie ziehen es trotz der Kälte vor, sich selbst zu organisieren. Das Problem: Auch Ubaid, ein etwa 35-jähriger Pakistaner, zieht das Leben außerhalb des Lagers vor. Er lebt in Bihać, einer Grenzstadt etwa 25 Kilometer entfernt. Hier findet er Unterschlupf in einer kleinen Ruine, am Rande einer Häusersiedlung. Geschlafen wird auf einigen gestapelten Matratzen und in einem Zelt. Decken sollen die fehlenden Türen ersetzen und die Kälte abhalten. Die Ausstattung haben sich die fünf Personen von NGOs zusammengesammelt.

Auch wenn es in Lipa noch etwas mehr als 400 freie Plätze gibt, wie ein Mitarbeiter erzählt, leben noch immer über 500 Personen im bosnischen Winter in Zelten und Ruinen. Sie ziehen es trotz der Kälte vor, sich selbst zu organisieren. Das Problem: Bis Ende Mai des letzten Jahres bot eine große Bauruine im Zentrum von Bihać mehr als 200 Geflüchteten einen Schlafplatz. Das einst als Altenheim geplante Gebäude wurde nach mehreren Räumungen im Mai von staatlicher Seite geschlossen. Seitdem zieren Gitter die Eingänge und Öffnungen in der Fassade.

Auch wenn es in Lipa noch etwas mehr als 400 freie Plätze gibt, wie ein Mitarbeiter erzählt, leben noch immer über 500 Personen im bosnischen Winter in Zelten und Ruinen. Sie ziehen es trotz der Kälte vor, sich selbst zu organisieren. Das Problem: Die meisten Geflüchteten in der Gegend leben heute außerhalb verschiedener Camps in Zelten und kleinen Ruinen. Statt sich gemeinsam an einem Ort zu organisieren, leben sie dadurch kilometerweit voneinander entfernt am Rande der Stadt.

Auch wenn es in Lipa noch etwas mehr als 400 freie Plätze gibt, wie ein Mitarbeiter erzählt, leben noch immer über 500 Personen im bosnischen Winter in Zelten und Ruinen. Sie ziehen es trotz der Kälte vor, sich selbst zu organisieren. Das Problem: Ubaid hält sich schon länger als zwei Jahre in Bihać auf. Um die 28 mal hat er versucht, nach Italien zu gelangen. Jedes Mal wurde er – entweder von der kroatischen oder der slowenischen Polizei – erwischt und nach Bosnien und Herzegowina zurück gebracht. Teilweise sollen die Beamt*innen dabei Gewalt eingesetzt haben, erzählt Ubaid.

Auch wenn es in Lipa noch etwas mehr als 400 freie Plätze gibt, wie ein Mitarbeiter erzählt, leben noch immer über 500 Personen im bosnischen Winter in Zelten und Ruinen. Sie ziehen es trotz der Kälte vor, sich selbst zu organisieren. Das Problem: Von Ubaids Freunden und Verwandten sind nur noch wenige hier. Sein Cousin, mit dem er 2019 Pakistan verlassen hat, ist mittlerweile in Italien. „Ich vermisse ihn, aber er ruft jeden Tag an”, sagt Ubaid, bevor er sich zum Telefonieren auf eine von Matsch umgebene Euro-Palette setzt. Der Schnee beginnt zu schmelzen, heute kommt die Sonne raus. Ubaid steht in dieser Jahreszeit fast immer erst am Nachmittag auf. Nachts, wenn die meisten schlafen, ist er wach. Die Temperaturen fallen auf minus elf Grad Celsius, die einzige Wärmequelle liefert das Lagerfeuer. Schlafen kann er erst, wenn die Temperaturen morgens wieder steigen.

Auch wenn es in Lipa noch etwas mehr als 400 freie Plätze gibt, wie ein Mitarbeiter erzählt, leben noch immer über 500 Personen im bosnischen Winter in Zelten und Ruinen. Sie ziehen es trotz der Kälte vor, sich selbst zu organisieren. Das Problem: Sie hoffen auf den Notarzt

Auch wenn es in Lipa noch etwas mehr als 400 freie Plätze gibt, wie ein Mitarbeiter erzählt, leben noch immer über 500 Personen im bosnischen Winter in Zelten und Ruinen. Sie ziehen es trotz der Kälte vor, sich selbst zu organisieren. Das Problem: Leicht ist das Leben außerhalb der Camps nicht. Geflüchteten zu helfen ist verboten, die Hilfe von IOM und NGOs bescheiden. Was das bedeutet, zeigt eine Situation in einer der kalten Winternächte. Es ist kurz nach Mitternacht, als einer der sechs Geflüchteten in der zugigen Behelfsunterkunft schweißgebadet aufwacht und sich übergibt. Seit gestern ist er krank, in dieser Nacht verschlechtert sich sein Zustand. Draußen weht es eisig bei minus sechs Grad. Verzweifelt versuchen die Freunde, Hilfsorganisationen zu kontaktieren, doch keine ist erreichbar. Sie entscheiden sich, Hilfe in einem nahe gelegenen Familiencamp zu holen. Sie hoffen, dass ein Notarzt oder eine Ärztin mit zu ihnen kommt. Doch an den Toren werden sie von einer IOM-Mitarbeiterin schulterzuckend abgewiesen. Beistand erhalten sie in dieser Nacht wie so oft von Freiwilligen. Hauptsächlich versorgen sie die Geflüchteten außerhalb der offiziellen Camps – private Gruppen und Menschen wie Saida*.

Auch wenn es in Lipa noch etwas mehr als 400 freie Plätze gibt, wie ein Mitarbeiter erzählt, leben noch immer über 500 Personen im bosnischen Winter in Zelten und Ruinen. Sie ziehen es trotz der Kälte vor, sich selbst zu organisieren. Das Problem: Sie lebt wenige Kilometer entfernt am Stadtrand von Bihać gemeinsam mit ihrem Vater und ihren beiden kleinen Kindern. Seit einigen Monaten hilft die junge Mutter Geflüchteten in Bihać. Das sei nicht immer leicht, berichtet sie. In der Vergangenheit habe es mehrfach Probleme mit Anwohnern gegeben. Einer lasse seine Hunde auf Geflüchtete los.

Auch wenn es in Lipa noch etwas mehr als 400 freie Plätze gibt, wie ein Mitarbeiter erzählt, leben noch immer über 500 Personen im bosnischen Winter in Zelten und Ruinen. Sie ziehen es trotz der Kälte vor, sich selbst zu organisieren. Das Problem: Trotz der Schwierigkeiten, die sie durch das Helfen bekommt, ist es für sie der einzig richtige Weg damit weiterzumachen. „Ich glaube nicht, dass ich jemals aufhören werde, den Menschen zu helfen”, sagt Saida. Ihr Vater ist in den 1990er Jahren selbst vor dem Krieg in Bosnien und Herzegowina geflohen. Sie selbst wurde in Slowenien geboren, bevor sie nach dem Ende des Krieges gemeinsam mit ihrer Familie zurück nach Bihać zog.

Auch wenn es in Lipa noch etwas mehr als 400 freie Plätze gibt, wie ein Mitarbeiter erzählt, leben noch immer über 500 Personen im bosnischen Winter in Zelten und Ruinen. Sie ziehen es trotz der Kälte vor, sich selbst zu organisieren. Das Problem: „Erst wenn wir sie als Menschen ansehen, kann sich etwas ändern“, sagt die junge Mutter, während am Küchenfenster eine Gruppe Geflüchteter vorbeikommt, um neues Feuerholz aus ihrer Gartenhütte zu holen.<

Auch wenn es in Lipa noch etwas mehr als 400 freie Plätze gibt, wie ein Mitarbeiter erzählt, leben noch immer über 500 Personen im bosnischen Winter in Zelten und Ruinen. Sie ziehen es trotz der Kälte vor, sich selbst zu organisieren. Das Problem: *Der Redaktion ist der Klarname der Person bekannt.

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